Editorenseminar III: "Schreib- und Schaffensprozesse und ihre editorische Darstellung" in der Robert-Schumann-Hochschule Düsseldorf

 


 

Editorenseminar III

"Schreib- und Schaffensprozesse und ihre editorische Darstellung"

27. / 28. September 2002
Robert-Schumann-Hochschule Düsseldorf
Partika Saal
Fischerstraße 110 - 40476 Düsseldorf

 Freitag, 27. September 2002

18.15 Round table:
Bernhard R. Appel, Klaus Döge, Andreas Glöckner, Oliver Huck, Annette Oppermann, Robert Pascall, Michael Struck, Friederike Wissmann. Moderation: Helga Lühning

BERNHARD R. APPEL (Düsseldorf): Über die allmähliche Verfertigung musikalischer Gedanken beim Schreiben

20.00 »Stammtisch« der Fachgruppe Freie Forschungsinstitute (auch Gäste sind willkommen, Ort wird noch bekannt gegeben)

  Samstag, 28. September 2002

9.00 Vorträge, Gesprächsrunden, Demonstrationen
JOACHIM VEIT (Detmold): Mediale Revolution? Perspektiven und Probleme neuer Formen der Musikedition

Arbeitsaufteilung zwischen Verlagen und Editionsinstituten im Computerzeitalter
Editoren und Verleger im Gespräch.
Moderation: ARMIN RAAB

Komponisten-Quellendatenbanken im Internet - Ein Hilfsmittel (auch) für die Edition
UWE WOLF (Göttingen): Möglichkeiten und Grenzen
CHRISTOPH GROSSPIETSCH (Salzburg): Die Mozart-Quellendatenbank
CHRISTINE BLANKEN (Göttingen): Die J.-S.-Bach-Quellendatenbank
14.00 Round table (Fortsetzung von Freitag):
OLIVER HUCK (Weimar/Jena): Schreibprozesse in italienischen Musikhandschriften des 14. und frühen 15. Jahrhunderts
ANDREAS GLÖCKNER (Leipzig): Über den Umgang mit Bachs Originalhandschriften
ANNETTE OPPERMANN (Köln): Joseph Haydns Skizzen zur „Schöpfung“
KLAUS DÖGE (München): „... wenn auch nur in sehr flüchtigen Umrissen“. Zur Lohengrin-Skizze Hs 120/W
ROBERT PASCALL (Bangor, GB), Michael Struck (Kiel): Kampf in der Werkstatt - Kampf um die Werkstatt. Spuren von Johannes Brahms’ kompositorischer Arbeit in der 2. Symphonie und ihre editorische Darstellung
FRIEDERIKE WISSMANN (Berlin): Quellensituation, historischer Kontext und editorische Darstellungsmöglichkeiten. Material und Verfahren Hanns Eislers
ab
18.30

Altbierfest in der Schumann-Forschungsstelle

(Anmeldung unbedingt erforderlich)
   

 



Schreib- und Schaffensprozesse und ihre editorische Darstellung

 

Das dritte Editorenseminar der Fachgruppe Freie Forschungsinstitute wird einen Themenbereich behandeln, der nicht nur Philologen interessiert. Es soll um die Auskünfte gehen, die handschriftliche Quellen über den Kompositionsvorgang geben. Für die Interpretation eines musikalischen Gedankens, für das Verständnis des gültigen Textes können vorausgegangene Stadien, ungültig gemachte Versionen, Korrekturen, Ergänzungen und Nachträge, Randglossen, oft auch das Schriftbild sehr aufschlußreich sein. Dennoch werden sie in herkömmlichen Editionen meistens nur unzureichend oder gar nicht berücksichtigt. Musikeditionen sind in der Regel „Werkausgaben“, die einen eindeutigen, abgeschlossenen Notentext vorlegen müssen, der musikalisch „sinnvoll“ und insbesondere auch für Musiker zweifelsfrei lesbar ist. Die Doppelfunktion „für Wissenschaft und Praxis“ zwingt sie, definitive Texte zu bieten - selbst dort, wo dies aus historischen und ästhetischen Gründen problematisch ist und der Editor eigentlich das Fragmentarische, die Vieldeutigkeit oder die Vielschichtigkeit der Notierungen mitteilen möchte.

In einem eigenen Abschnitt (28.9., Vormittag) sollen Fragen behandelt werden, die in der Musikedition - und im gesamten wissenschaftlichen Publikations- und Verlagswesen - durch die neuen Medien entstehen. Einerseits werden den Autoren Verlagerungen und  Veränderungen der Arbeitsweise abverlangt; sie sind zu ihren eigenen Setzern, Layoutern und Notenschreibern geworden. Andererseits bringt die EDV zahlreiche Erleichterungen in unsere Arbeit. Vor allem müssen aber für die Edition neue Vorstellungen und Konzepte entwickelt werden, die sich die vielfältigen Darstellungsmöglichkeiten nutzbar machen. So könnte man etwa den Benutzer in einer EDV-Edition vom Notentext über Links zu Kommentaren und Lesarten, dann weiter zu Faksimile-Abbildungen der fraglichen Quellen oder gar zu einem klanglichen Vergleich führen und ihm die editorischen Entscheidungen fast spielerisch, zumindest sehr viel anschaulicher und weniger mühsam nachvollziehbar machen als bisher. Welche Ideen es dazu - auch in anderen Fächern - bereits gibt und mit welchem Aufwand an Zeit und an technischem Knowhow sie zu verwirklichen sind, wird ein zentrales Thema sein. - Von hier aus stellt sich die Verbindung zu den Schreib- und Schaffensprozessen leicht her, denn auch sie rufen ja geradezu nach Abbildungen, Scanns und neuen Formen der Edition.

HELGA LÜHNING

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